Warhammer: Vermintide 2: Blutige Koop-Rattenjagd im Test - jetzt mit PS4-Wertung (2024)

Trotz der fetzigen Inszenierung wirkt das Nahkampfsystem zunächst simpel: Meistens teilt man nur mit einfachen Schlägen sowie einem aufladbaren schweren Hieb aus. Hinzu kommt lediglich die Möglichkeit, feindliche Angriffe zu blocken oder mit einer schnellen Seitwärtsbewegung auszuweichen. Doch der schlichte Ersteindruck täuscht: Spätestens im Kampf gegen Äxte schwingende Chaos-Krieger oder Rattenoger, die uns mit zwei Flammenwerfern einheizen, ist Genauigkeit gefragt: Präzises Blocken und Ausweichen ist ebenso wichtig wie gute Positionierung! Denn nicht jede Waffe verhält sich gleich: Schwere Äxte und Hämmer können gepanzerte Gegner ins Wanken bringen und taugen auch gut zum Blocken, Dolche schnitzen sich dafür blitzschnell durch leichte Gegnermassen, schwächeln aber in der Defensive. Ein schneller Bogen kann wie ein Maschinengewehr ganze Rattenhorden vernichten, durchschlägt aber keinerlei feindliche Panzerung. Und Zweihandschwerter sind langsam, mähen aber ganze Gegnergruppen nieder. Es lohnt sich also, auch mit anderen Waffen zu experimentieren und deren Timings kennenzulernen. Gut, dass es mit mehr als 50 Waffen ordentlich Auswahl gibt!

Vermintide 2 im Test: Anspruch und Teamplay

Selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad sollte man niemals Alleingänge vornehmen - es genügen ein Fehltritt, eine angelockte Patrouille oder ein zu spät entdeckter Elitegegner, schon guckt sich unser Team die Radieschen von unten an! Spätestens ab der zweiten Stufe ist gutes Teamplay ein Muss, hier treten dann auch die individuellen Stärken und Talente der fünf Helden stärker zum Vorschein. Danach warten noch zwei weitere Schwierigkeitsgrade für Hartgesottene, in denen die Gegner nicht nur stärker und zahlreicher sind, sondern man muss dank Friendly Fire auch darauf achten, seine Teamkameraden nicht versehentlich umzunieten.
Quelle: PC GamesWarhammer: Vermintide 2 im TestWer noch mehr Herausforderung sucht, kann eine "Heldenhafte Tat" aktivieren. Taten sind sammelbare Schriftrollen, die bei Benutzung verbraucht werden. Sie fügen der nächsten Mission individuelle Eigenschaften hinzu: Mehr Elitegegner, Lebenspunkteverlust oder die Einschränkung, gefallene Kameraden nicht mehr ins Match zurückholen zu können, sorgen für Nervenkitzel. Wie im ersten Vermintide sind außerdem in jedem Level mehrere Bücher versteckt, die entweder den Slot für Heiltränke blockieren oder die Lebensbalken aller Partymitglieder schrumpfen lassen. Dadurch wird die Mission spürbar kniffliger, allerdings erhalten wir dafür am Ende eines Levels auch mehr Erfahrungspunkte und verbessern unsere Chance, gute Beute zu erhalten.

Und damit sind wir bei der letzten großen Neuerung angelangt: Es gibt Lootboxen in Vermintide 2! Wer schon bei dem Wort direkt nach Luft schnappt, darf beruhigt sein: Es ist nicht möglich, sich Lootboxen gegen echtes Geld zu kaufen, wir müssen sie uns brav erspielen.

Vermintide 2 im Test: Lootboxen ohne Echtgeld - so funktioniert's!

Das frustrierende Beute-Würfelsystem aus dem Vorgängerspiel hat ausgedient. Stattdessen erhalten wir einfach eine Beutekiste, sobald wir eine Mission geschafft haben. Danach wird die Kiste mehrfach aufgelevelt und ihr Inhalt verbessert - wie oft, hängt unter anderem davon ab, ob wir die versteckten Bücher gesammelt haben. In jeder Lootbox stecken immer drei Gegenstände, etwa Waffen, Halsketten und Schmuckstücke. Das heißt, wir bekommen auf einen Schlag deutlich mehr Beute als im Vorgängerspiel! Außerdem sind nun alle Items aus einer Kiste auf unseren ausgewählten Helden zugeschnitten - als Elfe erhalten wir also kein Breitschwert mehr, das nur unser Krieger nutzen kann.
Quelle: PC GamesWarhammer: Vermintide 2 im TestEbenfalls neu: Alle Ausrüstungsgegenstände - egal ob Bogen, Ring oder Breitaxt - besitzen keine Schadens- oder Defensivwerte mehr, sondern nur noch Heldenkraft. Das ist der wichtigste Messwert, er setzt sich aus dem Charakterlevel und der angelegten Ausrüstung zusammen. Mehr Heldenkraft sorgt etwa für höheren Schaden oder mehr durchbohrte Gegner pro Hieb. Auch das Balancing richtet sich an der Heldenkraft aus: Auf der leichtesten Schwierigkeitstufe gibt's beispielsweise nur Beute bis Heldenkraft 100, auf der zweiten dagegen enthalten die Kisten bereits Items bis zu Stufe 200. Wer bessere Beute will, wagt sich also an die höheren Schwierigkeitsgrade!

Vermintide 2 im Test: Crafting und Loot - gute Features, schlecht erklärt

Zusätzlich zur Heldenkraft können Items auch Attribute und Eigenschaften besitzen, etwa eine höhere kritische Trefferchance oder mehr Lebenspunkte. Doch genau hier scheitert das Spiel kläglich daran, uns die nötigen Infos zu geben. Einen Charakterbogen mit genauen Statuswerten unserer Spielfigur suchen wir nämlich vergebens! Wozu also einen Ring mit 19 Prozent mehr Lebenspunkten anziehen, wenn wir gar nicht wissen, wieviel Lebenspunkte wir ingesamt haben? Und was tut ein kritischer Treffer überhaupt? Mehr Schaden austeilen? Panzerung durchschlagen? Angriffe unterbrechen? Was bedeutet das Attribut "wanken"? Und was sind Illusionen und warum kann man sie von Waffen bannen? All diese Antworten verschweigt Vermintide 2.

Quelle: PC GamesWarhammer: Vermintide 2 im TestDie mangelhafte Erklärung macht sich besonders im Handwerksmenü bemerkbar. Überflüssige Items können wir nämlich in ihre Bestandteile zerlegen. Das Material nutzen wir dann, um neue Ausrüstung zu schmieden, oder wir werten damit einen alten Gegenstand um einen Rang auf. Eigentlich ein gutes System, das aber deutlich mehr Bedienkomfort vertragen könnte. Außerdem wird hier der Wechsel zwischen den 15 Karrieren zur Qual: Wer angelegte Items aufrüsten oder zerlegen will, muss erst umständlich die Klasse wechseln, das Inventar öffnen, das Item ablegen, bevor man einschmelzen oder verbessern darf. Mühsam!

Vermintide 2 im Test: Grafik und Sound - Warhammer pur!

Quelle: PC GamesWarhammer: Vermintide 2 im TestGenau wie sein Vorgänger zieht Vermintide 2 nicht alle Grafikregister, gerade bei der Natur- oder Fellgestaltung ist die Konkurrenz deutlich weiter. Trotzdem sieht Vermintide 2 großartig aus: Die Gegnerhorden sind gut animiert, die Levels und Texturen glänzen mit hübschen Details, die Beleuchtung ist durchweg stimmungsvoll und die Architektur mancher Umgebungen ließ uns so lange innehalten und glotzen, dass unser Team schon längst über alle Berge war. Auch der starke Sound trägt zur dichten Warhammer-Atmosphäre bei: Unsere Helden kommentieren gut gelaunt das Geschehen, treibende Musik aus der Feder von Jesper Kyd (Assassin's Creed 2, Borderlands 2) sorgt für Spannung und wenn ein Skaven-Swarm über uns herfällt, begleiten sie ihren Angriff mit aufgeregtem Geplapper.

Vermintide 2 im Test: Bug, Patches und DLCs (UPDATE)

Die Technik machte im Test kaum Probleme, die Framerate blieb fast durchgängig stabil und Verbindungsabbrüche und Lags waren sehr selten. Häufiger bekamen wir aber kaputte Ragdoll-Effekte zu Gesicht, außerdem ließ sich der Endboss einmal wehrlos verprügeln - ein blöder Bug, an dem die Entwickler aber bereits arbeiten. Einzig die Host Migration ist schlecht gelöst, denn wenn der Spielführer sich ausloggt oder getrennt wird, muss das gesamte Team die Mission von vorne beginnen! Hier hoffen wir auf Patches. In zukünftigen Updates soll das Spiel obendrein Mod-Support erhalten, außerdem ist Unterstützung für dedizierte Server geplant. Details zu den kommenden Updates und DLCs haben die Entwickler in einer Roadmap festgehalten. Dagegen schon jetzt fest integriert: Ein (etwas umständlicher) Lobby-Browser und ein Twitch -Modus, in dem man sich direkt aus dem Spiel mit dem Streaming-Dienst verbinden kann.
Quelle: PC GamesWarhammer: Vermintide 2 im Test

Fatshark hat außerdem schon erste Pläne für kostenpflichtige DLCs bekanntgegeben. Neben rein kosmetischen Items (Skins) für die Helden soll es in Zukunft auch wieder mehrere Erweiterungen geben, die neue Missionen beinhalten. Das klingt gut, denn die 13 Levels mögen zwar toll gestaltet sein, doch nach mehreren Durchgängen verlieren die vorgefertigten Schauplätze, in denen lediglich die Gegner zufällig platziert werden, auch spürbar an Reiz. Etwas mehr Zufallselemente oder verschiedene Pfade durch einen Level hätten dem Wiederspielwert gut getan. Allerdings sollte man hier den Preis nicht vergessen, immerhin kostet Vermintide 2 gerade mal 28 Euro! Mit 15 Klassentypen, vier Schwierigkeitsgraden und 13 Levels bietet Vermintide 2 trotz all seiner Wiederholungen eine Menge Spiel für wenig Geld.

UPDATE (24. Januar 2019): Die PC-Fassung von Vermintide 2 bietet mittlerweile auch Mod-Unterstützung, dazu wurde das Spiel um einen eigenen Mod-Realm erweitert. Außerdem sind bislang zwei DLCs erschienen: Shadows Over Bögenhafen liefert zwei neue, solide gestaltete Levels, frische kosmetische Items und zusätzliche Quests und Herausforderungen, aber leider keine neuen Bosse oder Waffen. Back to Ubersreik hat sogar drei Maps im Gepäck, die zwar nur überarbeitete Levels aus dem ersten Vermintide darstellen, aber trotzdem für etwas mehr Abwechslung sorgen. Die beiden Map-Packs kosten 8 Euro (PC) beziehungsweise 10 Euro (PS4). Zu dem Preis hätten wir mehr Inhalte erwartet. Die Sache hat allerdings auch ein Gutes: Selbst wenn man die DLCs nicht gekauft hat, kann man die neuen Maps spielen, in dem man sie zufällig im Quickplay-Modus erwischt oder indem man das Spiel eines Freundes betritt, der die DLCs installiert hat. Das ist zumindest ein fairer Kompromiss und sorgt dafür, dass auch Besitzer des Hauptspiels mehr Langzeitspaß aus Vermintide 2 rauskitzeln können.

Vermintide 2 im Test: So schlägt sich die PS4-Version (UPDATE)

Quelle: PC GamesVermintide 2: PS4-Version im TestVermintide 2 ist seit 18. Dezember 2018 als PSN-Download erhältlich, der Preis liegt bei 30 Euro. Die PS4-Fassung ist auch offline spielbar, was aber nur die wenigsten Spieler betreffen dürfte - schließlich ist Vermintide 2 in erster Linie ein Koop-Spiel. Die Umsetzung ist technisch gelungen, im Test zeigten sich nur wenige kleinere Grafikfehler, außerdem gab es in in zwei Fällen Probleme bei der Teamzusammenstellung - hier sollte Fatshark noch etwas nachpatchen. Grafisch kann die PS4-Fassung nicht ganz mit der PC-Version mithalten, was man aber in erster Linie an den etwas schwächeren Licht- und Schatteneffekten merkt. In der Praxis fällt das kaum auf, die PS4-Version sieht also ebenfalls sehr gut aus. Die Performance geht in Ordnung, nur in manchen Massenschlachten bricht die Framerate doch ein wenig ein. Ordentlich spielbar bleibt's allerdings immer. Richtig gut: Die PS4-Version bietet ein praktisches Ringmenü mit vorgefertigten Fragen und Kommentaren: Von "Bleibt zusammen!", "Vorsicht!" oder "Ich brauche Heilung!" werden die wichtigsten Funktionen abgedeckt, so dass man sich auch ohne Voice Chat (der natürlich trotzdem enthalten ist) gut untereinander verständigen kann. Dieses Ringmenü gibt's übrigens auch in der PC-Version, hier allerdings nicht in dem Umfang der Konsolenumsetzung.

Warhammer: Vermintide 2 ist seit 11. Juli 2018 außerdem auch für Xbox One erhältlich.

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